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22.1.2014: Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse als Chance

EMSLAND/OSTFRIESLAND. Seit etlichen Jahren finden Menschen aus anderen Ländern ihre Heimat im Emsland. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs fanden Deutschstämmige aus Russland dort ihre neue Heimat. Aber auch andere Nationalitäten sind dort inzwischen vertreten. Viele verbindet ein Dilemma: die Ausbildung in ihrer Heimat wurde in Deutschland nicht anerkannt. Akademiker und Facharbeiter galten damit als ungelernt.

Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann sah sich wiederholt mit diesem Problem konfrontiert. Gemeinsam mit Abgeordneten aus anderen betroffenen Regionen setzte sie sich in Berlin für eine Problemlösung ein, Der Bund reagierte darauf mit dem Anerkennungsgesetz, das zum 1. April 2012 in Kraft trat. Mit diesem Gesetz sind die Verfahren zur Bewertung ausländischer Berufsqualifikationen vereinfacht, vereinheitlicht und für Zielgruppen, die bisher nicht anspruchsberechtigt waren, geöffnet worden.

Nun liegen die ersten Zahlen vor. Danach wirkt das Gesetz. Laut Statistischem Bundesamt durchliefen im Zeitraum vom 1. August 2012 bis zum 30. September 2013 bereits 15.074 Menschen mit ausländischen Berufsabschlüssen das Verfahren zur Anerkennung ihrer Abschlüsse. 17,2 Prozent dieser Verfahren entfielen auf das Land Niedersachsen. Anerkannt wurden insgesamt 82 Prozent. Im Jahr 2013 wurden im Landkreis Leer 78 und im Emsland 45 Beratungen zu Anerkennungsgesuchen durchgeführt.

Nach Auskunft von Connemann stammen die meisten Anträge aus dem Bereich der sogenannten reglementierten Berufe. Bei diesen ist die Anerkennung Voraussetzung für die Berufsausübung. Dies gilt speziell für medizinische Berufe wie zum Beispiel bei Ärzten, Krankenpflegern und Krankenschwestern. „Gerade in diesem Bereich haben wir einen akuten Fachkräftemangel. Das Anerkennungsgesetz kann hier helfen, die Versorgung mit qualifizierten Arbeitnehmern zu verbessern“, erklärt die Christdemokratin. Nach ihrer Auffassung ist die nachträgliche Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses eine Chance für alle Beteiligten. „Davon profitieren Betroffene und die regionale Wirtschaft.“

Der knapp 20-prozentige Rest der Anträge betrifft die nicht-reglementieren Ausbildungsberufe. Das können sowohl Elektroniker und Mechaniker als auch Arbeitnehmer aus dem kaufmännischen Bereich sein. Betroffene können den Beruf zwar auch ohne eine Anerkennung ausüben. Aber die Aussichten auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden schon durch eine Teilanerkennung deutlich verbessert.

„Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen ist eine Investition in die Zukunft. Betriebe sollten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin bestärken, ihre bereits erworbenen Abschlüsse anerkennen zu lassen“, so Connemann.

Weitere Informationen bietet das Anerkennungsportal über www.anerkennung-in-deutschland.de. Die für das Emsland und die Grafschaft Bentheim zuständige Beratungsstelle befindet sich in Nordhorn. Dort haben sich seit dem 1. April 2013 laut des niedersächsischen Netzwerkes „Integration durch Qualifizierung“ über 150 Menschen über die Anerkennung eines ausländischen Abschlusses beraten lassen. Die wenigsten blieben mit ihrem gestellten Antrag erfolglos.